Alle Jahre wieder darf ich in diesem Fall fast schon sagen. Alle Jahre wieder nämlich lädt mich mein hochgeschätzter Fliegenfischermentor an sein Hausgewässer ein um ein paar Tage der hochkarätigen Flugangelei zu fröhnen. Hochkarätig nicht unbedingt wegen meinen – mal besseren, aber mal auch schlechteren – Wurfkünsten, sondern wohl eher wegen dem Wasser, an welchem ich dann angeln darf. Im letzten Jahr war es der Saisonabschluss (Bericht gibt es hier), heuer konnte ich dank einiger freier Tage etwas früher anreisen um mich an glasklarem Wasser, völliger Einsamkeit und sehr steigfreudigen Salmoniden zu erfreuen.
Krumm & krumm gesellt sich gern
Es war also wieder Zeit für die Steyr und auch die (absolut nicht zu verachtende) Krumme Steyrling, ein kleines Nebenflüsschen des oberösterreichischen Fliegenfisch-Juwels, welches aber nicht weniger sensationell zu befischen ist. Merkt man meine Begeisterung? Ich hoffe es stark, die letzten zweieinhalb Tage waren wirklich das (bisherige) Highlight der Saison. Am Mittwochnachmittag angereist, ging es mit leichtem Bachgerät für eine gute Stunde an die Krumme Steyrling, die (bitte verzeiht den etwas hinkenden Wortwitz, aber ich kann nicht anders) sogleich auch für krumme Ruten sorgte und mir in einer Stunde die ersten fünf oberösterreichischen Forellen bescherte.
(meist) perfekte Flugangel-Bedingungen
Wie mit dem Wirt vereinbart folgte am nächsten Morgen ein sehr frühes Frühstück um pünktlich zum Sonnenaufgang am Wasser zu sein. Was nicht planbar war, war das meteorologische Spektakel der vorhergehenden Nacht. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich darauf geschworen, dass mitten in meinem Gastzimmer ein Blitz eingeschlagen hat. Was für ein Kawumm/Tusch/Boom war denn während der letzten Nacht bitte los? Gut. Es hat also gewittert, und das nicht zu knapp. Und die Steyr ist leider ein sehr wetter-sensibles Wässerchen. Umso gespannter war ich, als ich kurz nach halb sieben morgens die mittlerweile bekannte Kletterpartie runter in die Steyr-Schlucht in Angriff nahm. Gottseidank hielt sich die Trübung des Flusses allerdings in Grenzen, von einem leicht erhöhtem Wasserstand abgesehen, hoffte ich auf erfolgreiche Fischerei. Wie gewohnt ließ mich der bloße Anblick der morgendlichen Felsschlucht aber erst einmal hinsetzen und genießen. Dichter Nebel wurde in die enge Schlucht gepresst und suchte scheinbar Schutz vor dem beginnenden Tag. Ein, zwei Zigaretten später rappelte ich mich auf und begann mit dem Fischen.
Wetterfühlige Fische?
Leider ist scheinbar nicht nur die Steyr, sondern auch die darin enthaltenen Piscis relativ wetterempfindlich. Warum ich dies denke? Nun, in den ersten Stunden an der Steyr ging viel, sogar kurz etwas Wind, aber fischereitechnisch nix. Klar erbarmte sich immer wieder ein übermütiger Nachwuchssalmonide, aber an einem Fluss wie diesen reisst Dich das auch nicht nach vorn. Also was tun? Die Lösung war schnell klar: die Krumme Steyrling ist wetterunempfindlich, wahrscheinlich sind es die Fische dort auch? Gesagt getan, der Nachmittag wurde wieder mit light-tackle und Bachfischerei verbracht und war abermals erfolgreich. Bach- und Regenbogenforelle und vereinzelt sogar Saiblinge ließen sich zum Tanz überreden und wurden großteils wieder releast. Zwei Fische fanden den Weg in die abendliche Pfanne.
Wenn er fällt dann schreit er …
Da ich zum Abendsprung wieder an die Steyr wollte, stand ein nochmaliger Locationwechsel am Plan. Gegen fünf traf ich dort ein und ja, war erstmal überrascht. Eine Reitlehrerin nutzte samt Ihren Schülerinnen die kühlen Fluten für ein Bad. Also eigentlich war schwimmen auf den Pferden geplant (denk ich zumindest mal), aber ein Großteil der Reiterinnen fanden über kurz oder lang den Weg des Vollbades. Wiewohl ich eigentlich relativ großen Respekt gegenüber Pferden habe, wurde ich (heldenhaftest) kurzzeitig Cowboy und fing watend einen der Gäule auch wieder ein. Nach dieser kurzweiligen Ablenkung ging es aber tatsächlich in Richtung Abendsprung. Und der hatte es in sich.
Ring, Ring, Ring
Was sich in den nächsten 70-80 Minuten abspielte lässt wohl jeden Juwelier vor Neid erblassen. Ringe über Ringe wohin das Auge blickt. Da ich keine Chance sah das Ganze auch nur halbwegs realistisch fotografisch festzuhalten legte ich die Kamera beiseite und warf bis mir der Arm abfiel. Die Fische knallten auf meine Trockenfliegen, dass es eine Freude wahr. Weniger erfreulich war, dass ich nach rund 10 Stunden Flugangelei/Wassertreterei auch ein klein wenig unvorsichtig wurde und mir die medizinballgroßen Steyr-Flußbett-Besteinung fast genauer angesehen hätte. Nach zwei, drei Stolperern samt mehr Wasserkontakt als mir lieb war beendete ich selig grinsend und hundemüde den Angeltag und trat den Rückweg durch die Schlucht an.
Sag zum Aschied …
Der nächste Morgen gestaltete sich relativ baugleich zum Tag davor. Einziger Unterschied: weniger Wasser, somit weniger Strömung und deutlich steigfreudigere Fische. Nach einigen fischreichen Stunden in der Steyr-Schlucht nahm ich ein frühes Mittagessen zu mir um abschließend nochamls die Krumme Steyrling zu besuchen bevor es an den Rückweg in die Heimat ging.
… leise FISH ON!
Was hat eine Schlucht gegenüber offenem Gelände für einen Vorteil? Ein Zusatz als Hinweis: Was hat eine Schlucht gegenüber offenem Gelände für einen Vorteil bei richtig heißen Temperaturen? Genau, es ist kühler dort. Eventuell bekommt man gar nicht mit, dass eigentlich gerade eine Vertropisierung vor sich geht. Und wenn man dann die Schlucht verlässt dann (Zitat Hans Söllner) „macht es mal einen Dumpfen“. Die Hitze hätte mich tatsächlich fast umgehaut. Aber naja, solche Gewässer hat man (bzw. ich) halt auch nicht jeden Tag, und da heissts eben einfach … weiterfischen. Gesagt, getan. Und die Krumme Steyrling hat mich dafür belohnt. In nur zwei Stunden am glasklaren Bächleich wurden elf Fische überlistet, darunter auch eine 42er und eine 41er Bachforelle. Beide machten ordentlich Radau, nutzten die Strömung voll aus und ließen mich den Drill sehr passiv angehen, da bei einem 0,14er-Tippet ein Schnurbruch schneller kommt als man denkt. Ja, auch diese Tatsache wurde mir in den vergangenen Tagen mehrmals anschaulich bewiesen.
Um abschließend noch ein kleines Fazit über diesen Trip zu ziehen: in zweieinhalb Tagen konnte ich unglaubliche 40 (!!!) Salmoniden überlisten, Bisse hatte ich wahrscheinlich an die 100. Alle Fische stiegen auf Trockenfliege, was mich persönlich am meisten freut. Immer noch hat mir die Steyr keine Äsche geschenkt, und dabei ist der Fluss doch auch für die wunderschönen und kapitalen Fahnenträgerinnen berühmt. Und ja, ich hoffe „alle Jahre wieder“ gilt noch viele Jahre ….
tight lines, gue
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