Alles hat ein Ende, heißt es so schön. Stimmt wohl auch. Die Raucherei (mittlerweile sind übrigens schon 14 rauchfreie Tage ins herbstliche Land gezogen und knapp 300 Zigaretten NICHT von mir geraucht worden). Der Sommer (ein Blick aus dem Fenster reicht wohl). Und ja, auch die Angelsaison.
In meinem Fall wird heuer sanft vorgegangen (ich brauch ehrlich gesagt nicht noch einen kalten Entzug) und zuerst mal die Hecht-Saison beendet, bevor einige Wochen später allgemein Schicht im Schacht ist, und die Saison bis März 2013 – von der einen oder anderen Huchen-Jagd mal abgesehen – beendet ist.
Sag zum …
Bei den Hechten war es also dieses Wochenende soweit. Nach der verpatzten Rauch-Aufhör-Drama-Hecht-Aktion vor zwei Wochen war ich voll motiviert und hoffte, dass meine bezahnten Kontrahenten diese Einstellung mit mir teilten.
… Abschied ….
Da ich heute etwas später am Wasser ankam (vorher gabs nämlich noch lecker gemeinsames Frühstück mit meiner Frau, die eine harte Woche hinter sich hat, und sich dies somit absolut verdient hat) und zudem am Vortag keine Zeit für – meine ansonsten schon fast rituellen – Vorbereitungsarbeiten hatte musste eben alles am Wasser erledigt werden, bevor ich mit meinem Bauchbötchen in See stechen konnte.
… leise …
Egal. Irgendwann war es dann endlich soweit. Wieder war die 5er-Rute zusätzlich mit im Gepäck, da ich immer noch auf eine dieser – hier vorkommenden – 50-plus Schleien hoffte, aber das vorrangige Ziel lautete erstmal Hecht, Hecht und … ja, Hecht eben.
Jetzt muss ich euch zwischendurch aber kurz was erklären: ich hab an meinem Hechtwasser sofern ich mich jetzt richtig erinnere noch nie in den ersten 1-2 Stunden was gefangen. NIE! Es ist wie verhext, aber irgendwann findet man sich zwecks Schonung des fragilen Nervengerüsts auch mit diesem Voodoo ab und nimmt es einfach hin, dass man Leergeld zahlen muss bevor sich die Rute (eventuell) krümmt. Klar, vielleicht sieht man vorher Hechte im Kraut oder sonstwo stehen und wirft sie logischerweise auch an. Aber wenn man dann ganz genau hinsieht ziehen Herr und Frau Esox immer die kleine Hecht-Taschenuhr heraus, zeigen darauf, wispern „keine Zeit!“(tatsächlich fast schon wie der Märzhase aus Alice im Wunderland) , schütteln zeitgleich den grimmigen Kopf und verschwinden auf nimmer wiedersehen, bzw. zumindest mal für die nächsten Stunden.
… ALTER WAS FÜR EIN FISCH!
Aber. Nicht dieses Mal. Dieses Mal war es anders. Da ich mich mit dem Belly-Boat ja rückwärts bewege ist der Blick stets über die rechte und linke Schulter gerichtet, damit der geneigte Angler einen eventuellen Zielfisch sieht, bevor er ihn überfährt und verscheucht. Als ich also gemächlich rückwärts durch den See gondele, stockt mir kurz vor dem eigentlichen Ziel (der ersten großen Krautkante) der Atem. Ein absolut nicht unbeträchtliches Hechtexemplar steht etwa zwei Meter links von mir im rund eineinhalb Meter tiefen und glasklaren Wasser. Was tun? Da ich den erste-Stunde-geht-ja-sowieso-nix-Voodoo im Kopf hatte, beschloss ich volles Risiko zu gehen, überwarf den Fisch und strippte den Streamer an ihm vorbei. Die Reaktion war … mehr oder weniger die erwartete. Zwar zeigte er tatsächlich kurz Interesse und verfolgte den Streamer, allerdings drehte er etwa einen halben Meter vor mir ab und verschwand im sieben bis acht Meter entferntem Kraut. Und was ist nun anders?
Tatsächlichbis dahin mal gar nix. Das Interesse am Streamer ist zwar gut und schön, bringt am Ende des Tages aber auch nicht wirklich viel. Ich warf nochmals in die Richtung in die er verschwunden war, erwartete mir natürlich nix, aber als ich besagte Krautkante erreichte folgte ein dunkler Schatten meinem lila Rehhaar-Streamer. Gibt´s doch nicht! Die ersten drei Bissversuche waren sehr zaghaft, aber trotzdem super zum Zuschaun. Je langsamer ich den Streamer führte, desto desinteressierter wurde Freund Esox. Das Problem dabei war nur, dass zwischem ebendiesem und mir schon wieder nicht mehr wirklich viel Platz war. „Scheiss drauf“, dachte ich bei mir, erinnerte mich an das youtube-Filmchen von Barry Reynolds und gab richtig Schmackes.
Es funktionierte. Etwa einen Meter vor mir knallte das Krokodil auf das rasante lila Reh. Dieser Biss hatte allerdings nichts mehr mit zaghaft zu tun. Was folgte war ein minutenlanger Drill ins Kraut und wieder raus. Drei schöne Sprünge waren ebenso Teil des Programms, bevor der Hecht endlich kleinbei gab und sich am Ufer landen ließ.
Da ich den Fisch releasen wollte beeilte ich mich mit den Bildern – dabei durfte ich auch wiedermal Bekanntschaft mit den Hechtwaffen machen. Das Maßband zeigte 84 stolze Zentimeter an, was einen Zentimeter unter meiner Fliegenhecht-Bestmarke ist und ich … war eine halbe Stunde nach Angelstart absolut glücklich. Nach ein bisschen Starthilfe hatte sich auch der schlanke Meister Esox erholt und schwebte gemählich an seinen ursprünglichen Standplatz davon.
Jetzt war mal Grinsen angesagt. Die 50plus-Schleien wollten zwar wieder nicht. Hechte konnte ich auch noch einige ausmachen, aber ausser einer heißen Streamerverfolgung samt Biss und sofortigem Ausspucken blieb es den restlichen Tag ruhig.
Wen scherts. Mich bestimmt nicht. Wenn schon alles ein Ende haben muss, dann wenigstens so.
Tight lines,
gue
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