Sobald die ersten Herbststürme über das Land gezogen sind, die Bäume ihre Blätter verloren haben, die Wassertemperaturen deutlich gesunken sind und es draußen kalt und ungemütlich wird, packen viele Angler ihre Angelausrüstung in den Keller in der Annahme, jetzt eh nichts mehr fangen zu können. Dabei haben vielerorts die Hechte noch lange keine Schonzeit und fressen sich jetzt noch einmal so richtig den Bauch voll, denn im Frühjahr brauchen sie viel Energie für die Fortpflanzung. Wenn Hechte also fressen, dann lassen sie sich auch fangen, nur die Frage ist wann, wie, wo und womit. Einige Angler bedienen sich nun durchaus zu Recht des toten Köderfisches und bevorzugen das Ansitzangeln. Dies ist auch durchaus Erfolg versprechend, aber wer es lieber aktiv mag, für den möchte ich nun einige Alternativen aufzeigen.

Die Abkühlung des Wassers bewirkt folgendes:
Zum Einen ziehen sich die Futterfische aus dem kalten flachen Wasser zurück und sammeln sich in tieferen wärmeren Wasserschichten. Dadurch ist Meister Esox gezwungen, ihnen zu folgen und ändert seinen Standplatz dementsprechend auch. Wir werden ihn in der Regel nun dort finden, wo sich auch sein Futter aufhält, nämlich im tieferen ruhigen Wasser. Auch sind die sommerlichen Unterstände in Ufernähe wie Kraut, Seerosen ect. meist abgestorben und er ist gezwungen, sich sein Futter zu suchen, er kann nicht mehr einfach in sicherer Deckung abwarten, bis ihm eine potentielle Beute einfach vor das Maul schwimmt.
Zum Anderen ist durch die niedrigen Wassertemperaturen auch der Stoffwechsel des Hechtes reduziert, Fische sind ja wechselwarme Tiere. Das bedeutet, er braucht zwar weniger Energie aufzuwenden, um seinen Grundumsatz zu decken, muss sich aber mehr bewegen um Futter zu finden.
Dementsprechend wird er sich eher nach lohnender, sprich größerer Beute umschauen, was zur Folgfe hat, dass er umherstreunt und auch keine anstrengenden Verfolgungsjagden mehr eingehen wird.
Plötzliche Kälteeinbrüche (aufziehende Hochdruckgebiete) bedeuten meist nichts gutes, bleibt das Wetter jedoch konstant kalt, haben sich die Fische nach ca. 3-4 Tagen daran gewöhnt und sie beißen wieder. Dagegen verspricht ein aufziehendes Tief nach einer Hochdruckphase, verbunden mit ansteigenden Temperaturen, Wind und Regen eine ausgesprochen gute Fangzeit. Gerade in Flüssen ist solch ein Tiefdruckgebiet oft verbunden mit ansteigendem Wasser und entsprechender Eintrübung. Wer jetzt strömungsberuhigte Stellen findet und ausfischt, kann wahre Sternstunden erleben, jetzt aber nichts wie ab an das Wasser.

Für die Praxis bedeutet dies:

  • Bei der Stellensuche sollten wir uns den tieferen strömungsberuhigten Bereichen intensiv widmen und eher grundnah fischen (Ausnahme: generell flache Gewässer mit Tiefen bis max. 2-3 Metern).
  • Finden wir einen Platz, wo sich die Futterfische aufhalten, ist der Hecht nicht weit davon entfernt, also Augen auf
  • Die Köder sollten deutlich größer als im Sommer gewählt werden und dazu auch möglichst langsam geführt werden.
  • Früh aufstehen lohnt sich meist nicht, je kälter das Wasser ist, desto mehr verschieben sich die Beißzeiten in Richtung Tagesmitte.
  • Bei intensivem Sonnenschein zieht es die Futterfische oft noch mal in die flachen Bereiche, wo sie sich von der Sonne aufwärmen lassen. Auch hier ziehen dann die Hechte gerne hinterher und es lohnt oft auch ein Versuch in den von der Sonne beschienenen Flachwasserbereichen.
  • Die Hechte finden sich im Herbst/Winter oft schon zu Gruppen von mehreren Fischen zusammen. Wenn an einer Stelle ein Hecht gefangen wurde, lohnt es sich durchaus, diesen Bereich weiter zu befischen.
  • In größeren Seen gibt es keine Sprungschicht mehr, hier stehen die Hechte durchaus auch mal in 20 Metern Tiefe oder noch tiefer, dann hilft nunmehr meist nur noch ein Boot um an die Fische zu kommen.

Erfolgversprechende Köder:
Wie schon oben erwähnt sollten die Köder ruhig eine bis zwei Nummern größer als im Sommer ausfallen. Ob man dabei jetzt Gufis, Wobbler, Blinker, tote Köderfische am Spinnsystem, Jerkbaits, Swimmbaits usw. verwendet, liegt an dem jeweiligen Gewässer, der zu beangelnden Tiefe und der Vorlieben sowie Gerät des jeweiligen Anglers ab.
Als Ködergröße würde ich ca. 15 cm als untere Grenze empfehlen, nach oben setzt lediglich das Gerät und die nötige Wurfweite eine natürliche Grenze. Wichtig ist, dass sich die Köder langsam und natürlich in der gewünschten Tiefe präsentieren lassen.

Merke:
Es gibt für Hechte keine zu großen Köder, es gibt nur zu kleine Hechte, die auch die großen Köder oft heftig attackieren.
Kam mir früher ein 15 cm Wobbler, oder Jerkbait schon riesengroß vor, so erscheint er mir heute oft sehr klein, denn ich fische mittlerweile mit Ködern bis um die 40 cm (XXL-Wurm) und würde sie auch noch größer fischen, wenn ich sie denn gescheit und weit genug werfen könnte. Übrigens werfe und fische ich meine großen und schweren Köder (bis ca. 200 Gramm) mit einer Welsspinnrute in 2,70 Meter Länge. Ob man dies mit einer entsprechend dimensionierten Stationärrolle oder einer Multirolle macht, bleibt dem Angler selbst überlassen. Bei der Verwendung einer Multirolle braucht man natürlich eine entsprechend dafür ausgelegte Rute, beliebt sind sogenannte Swimmbaitruten, die Aktion sollte eher meniparabolsich sein. Wichtig ist hier, dass die Rute nicht nur genügend Rückrad für den Wurf hat, sie muss vor allem so stark sein, dass man einen vernünftigen wuchtvollen Anschlag setzen kann. Der Hecht packt solche Köder mit immensem Kieferdruck und hält sie fest. Diesen Druck gilt es beim Anschlag zu überwinden, damit der Köder im Maul bewegt und damit die Haken fassen können.

Was bei den Ködern ebenfalls zu beachten ist, sind die vom Köder ausgehenden Druckwellen bzw. der Lauf.
Im Winter ist weniger oftmals mehr, denn die Beutefische bewegen sich im Winter auch eher wenig und langsam. Sendet ein Köder zu viele Druckwellen in dieser Jahreszeit aus, kann es vorkommen, dass er völlig ignoriert wird (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel), weswegen in meiner Köderaufzählung auch z.B. der Spinner fehlt. Dagegen lösen in den Körper eingearbeitete Rasselkugeln (besser wenige große Kugeln mit dumpfem Ton als viele kleine mit schrillem Ton) oft erst den entscheidenden Beissreflex aus. Deswegen sollte man, je kälter es wird, Köder mit weniger Aktion bevorzugt ausprobieren.

Anstelle des sehr harten Gufis mit der Hammeraktion vielleicht mal lieber eine weichere Gummimischung wählen oder einen der sogenannten No-Action-Shads; anstadt des wild wackelnden und ausschlagenden Wobblers lieber einen mit einer etwas ruhigeren Aktion; statt eines Gliders mit kurzen hecktischen Gleitbahnen lieber einen, der ruhige weite Gleitbahnen vollzieht oder einen vorbeschwerten Diver; statt schnell sinkende, oder schnell auftreibende Köder lieber Suspender…
Hier ein starker Novemberhecht von 107 cm, der einem vorbebleiten und langsam geführten 28 cm langen Diver (Squirrley Burt von MuskyMania) nicht widerstehen konnte.

Köderfarben:
Gerade in der kalten Jahreszeit sind die Gewässer meist sehr klar und sichtig. Dementsprechend sollten natürliche und gedeckte Farben Trumpf sein, grelle Farben wie Firetiger usw. probiere ich erst dann aus, wenn auf die natürlichen Farben nichts beißen will oder aber, wenn durch Regen und Hochwasser das Gewässer stark eingetrübt ist.

Köderführung:
Wie schon vorher gesagt, sollten die jeweiligen Köder langsamer als in der wärmeren Jahreszeit geführt werden. Das gilt eigentlich für alle eingesetzten Köder unter Berücksichtigung ihres Laufstils. Zwischenzeitlich eingestreute Spinnstopps, in denen der Köder auf der Stelle verweilt, absinkt, oder auftreibt sind oft die Signalreize für eine Attacke auf den Köder, gerade das langsame Twitchen ist sehr erfolgreich. Extrem langsam lassen sich z.B. suspending, oder langsam sinkende Wobbler und Jerkbaits, sowie unbeschwerte Köderfische am Spinnsystem führen. Letztendlich sind das aber alles nur unverbindliche, wenn auch bei mir durch die Praxis bewährte Tipps. Ein wenig variabel in der Köderführung sollte man schon sein, denn nicht immer beißt es lehrbuchmäßig, die Praxis schreibt oft eigene Gesetze…

Das Spinnfischen mit totem Köderfisch:
Spinnfischen ist nicht nur mit Kunstködern sehr erfolgreich, oft ist sogar das Spinnfischen mit totem Köderfisch viel Erfolg versprechender. Besonders im Winter, wenn die Fische träge sind, gibt es kaum eine fängigere und langsamer zu führende Spinnart. Der tote Köfi fängt sogar dann noch, wenn man mal eine Pause macht und den Köfi einfach auf dem Grund liegen lässt.
An welchem System man nun den toten Köderfisch anbietet, muss jeder selbst entscheiden. Der Handel bietet dafür eine Vielzahl von käuflichen Systemen an.

  • Wurfsystem von Wikam
  • Bleikopfsystem
  • verschieden Klammersysteme
  • Drachkowitch-System

Wer nicht soviel Geld ausgeben möchte und sich gerne kostengünstig, schnell und einfach seine Vorfächer und Systeme selbst mit Quetschhülsen herstellen möchte, für den bietet sich z.B. das „Jan Vincent-System“ an, das lediglich aus einem langen Stahlvorfach(mindestens 50, besser 70 cm) und einem großen Drilling besteht.
Zum Anködern wird dem Köfi (sollte ruhig ca. 20-25 cm groß sein) einfach eine lange Arterienklemme ins Maul gesteckt und bis zum After durchgeschoben. Hier klemmt man dann das Vorfach ein und zieht es dem Köfi aus dem Maul heraus, fertig. Man kann das System noch verfeinern, in dem man z.B. dem Drilling einen einfachen Knopf (möglichst rot = Signalfarbe) vorschaltet, so hängt der Drilling frei unter dem Fisch und keine Hakenspitze verfängt sich im Fleisch des Köfis.

Gerade in Fließgewässern kann man das System noch fängiger machen, wenn man ein Spinnerblatt vorschaltet.
Selbst beim leichtesten Zupfer schwimmt nun der Köfi verführerisch auf, ganz wie ein angeschlagener Fisch. Die Schwimmblase sollte man hierbei unbedingt vorher durchstechen unjd die Luft aus dem Körper drücken, damit der Fisch auch langsam untergeht. Bei größeren Tiefen kann man auch ein, oder zwei Spaltbleie anbringen.
Am besten hierfür geeignet ist der Barsch, der durch seine zähe Haut etliche Würfe übersteht, auch in aufgetautem Zustand.
Allerdings sollte man bei einem Biß aufgrund der Größe des Köfis und dem lediglich einen Drilling hier nicht sofort anschlagen sondern dem Hecht etwas Zeit geben, den Köder richtig zu packen.
Es gibt noch eine andere Erfolg versprechende Art, den gesponnenen Köfi anzuködern.

Dazu bringt man am Stahlvorfach noch einen verschiebbaren 2. Drilling an, um flexibel für verschiedene Köfi-Größen zu sein. Den Enddrilling einfach im Bereich des Afters des Köfis einhaken, den 2. kurz vor den Kiemendeckeln. Das Vorfach wird dann durch den Kiemendeckel gezogen und kommt dem Köfi aus dem Maul.
Hier sitzt der Köfi durch die Spannung zwischen den Haken leicht gekrümmt auf dem Vorfach und dreht sich je nach Krümmung in verschiedenen Radien beim Einholen um die eigene Achse. Diese Art der Köderführung reizt den Hecht besonders, es lässt sich vorbebleit auch prima langsam schleppen.

  • Vorteil: durch die 2 Drillinge ist ein sofortiger Anschlag möglich, einer der beiden Drillinge sitzt in der Regel immer.
  • Nachteil: Der Köfi hält weniger Würfe aus, die Hängergefahr durch 2 Drillinge ist höher.
  • Bevorzugter Köfi auch hier: der Barsch wegen seiner festen Haut

Tote Köfis lassen sich übrigens sehr gut mit mittelschweren Karpfenruten in einer Länger von ca. 3,60 Metern werfen und führen. Man kommt weiter heraus und der Köfis hält durch die weichere Rute und die langsamere Beschleunigung beim Auswurf länger am Haken.

Gerät:
Generell möchte ich eines hervorheben: Gerade das Spinnfischen beansprucht das verwendete Gerät in allerhöchstem Maße. Deswegen sollte man nur qualitativ hochwertige Geräte und Komponenten verwenden. Billiges Gerät wird auf die Dauer teuer, weil es sehr oft ersetzt werden muss und auch die Zuverlässigkeit und der Angelspaß leidet enorm unter ungeeignetem Gerät.
Zum Einsatz kommt eigentlich das gleiche Spinngerät wie auch im Sommer, allenfalls wegen der schwereren Köder auf etwas mehr Wurfgesicht ausgelegt.
Eine geflochtene Qualitätsschnur ermöglicht wegen ihrer fehlenden Elastizität einen viel besseren Köderkontakt und Anschlag, es können dünnere Schnüre bei vergleichbarer Tragkraft im Vergleich zu monofilen Schnüren eingesetzt werden.
Entsprechend sollte auch die Rolle neben einer guten und zuverlässigen Bremse und stabilem Getriebe/Spulenachse auch über eine sehr gute Kreuzaufwicklung der Schnüre verfügen, sonst bekommt man viele Perücken beim Werfen.

Nicht die Anzahl der Kugellager ist entscheidend, sondern die Qualität dieser Kugellager.
Zudem sollte die Rolle über eine sofortige bzw. unendliche Rücklaufsperre verfügen, 4-5 gute Kugellager und ein Walzenlager sind durchaus ausreichend.
Worauf man achten sollte, wenn man auch bei Frost ans Wasser will, ist dass die Schnur und Rutenringe gerne und schnell vereisen können.
Entgegenwirken kann man dem zum Teil durch großdimensionierte Rutenringe. Hilft das auch nicht weiter, kann man die Ringe mit etwas Vaseline einschmieren, die Schnur mit Teflonspray einsprühen, eine versiegelte geflochtene Schnur benutzen, die kein Wasser aufnimmt, oder zuletzt der Wechsel auf eine starke monofile Schnur. Hilft das immer noch nichts, ist es einfach zu kalt und man sollte entweder Zuhause bleiben, oder sich auf den Ansitz verlegen.
Außerdem sollte man seine Kleidung und Schuhwerk auf die äußeren Gegebenheiten ausrichten, denn nass und frierend macht das Spinnfischen keinen Spaß. Im Handel gibt es zudem Handschuhe, bei denen die Fingerkuppen freiliegen oder abgeklappt werden können.

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