Eine hartnäckige Erkältung samt daraus entstehender Grippe hatte mir meine (in Salzburg ohnehin viel zu kurze und de facto nur wenige Wochen dauernde) Huchensaison verhagelt, bzw. genauer gesagt verschnupft und verhustet. Umso gespannter wartete ich auf den 1. März um meine Angelsaison 2013 an meinem (kleinen aber manchmal sehr feinen) Jahreskartenwasser zu eröffnen. Das drei bis acht Meter breite Bächlein hatte mich in den letzten Jahren schon einiges an Nerven (und auch Fliegen) gekostet, aber egal, der Preis ist absolut in Ordnung und ich bin mit dem Auto in nicht mal zehn Minuten dort.

Natürlich ist (zumindest bei mir) am ersten Tag der Saison auch ein bisschen Aberglaube mit an Bord um vielleicht tatsächlich mit Fangglück belohnt zu werden. Als ich am 28. Februar abends meine Rute zusammenbaute und meine Nymphenbox öffnete fiel mir doch tatsächlich eine selbstgebundene Peacock Beadhead in die Finger. Mit Goldkopf und gelber Grundwicklung unter dem Pfauengras reichlich auffällig, aber (bzw. eben) zum Saisonstart absolut richtig. Ich habe  in den letzten Jahren immer mehr die Erfahrung gemacht, dass Goldköpfe am Saisonstart meist gut funktionieren, je weiter das Angeljahr allerdings fortschreitet werden auch die Fische vorsichtiger und ich steige auf Silber oder auch schwarze Tungstenköpfe um. Aber egal, auf alle Fälle bot sich diese Nymphe selber an, und um den Nymphengott nicht zu verärgern nahm ich das Angebot freilich an.

Eis & Schnee = kalt, aber trotzdem fischen.

Eis & Schnee = kalt, aber trotzdem fischen.

Mit der feinen #3-Ausrüstung stand ich kurz nach Mittag am Wasser, und ja, wie jedes Jahr waren die ersten Würfe etwas sperrig und schwammig und ich hatte – gemäß der Tradition – auch gleich ein bisschen Probleme mit Nymphe, Bissanzeiger und Vorfach. Egal. Es wurde weitergefischt. Dass sich fünf Minuten nach Angelstart bereits etwas ernsthaft an meiner Nymphe zu schaffen macht hätte ich mir nicht erwartet. Das mein folgender Anhieb an der leichten Rute von einem vollendeten Halbkreis ebendieser begleitet wird auch nicht. Ein kapitaler Aitel hat die Fliege inhaliert und setzte auf bewährte Aitel-Drilltaktik: nasser Waschlappen. Also versuchte ich (trotz dünnem 14er-Vorfach und viel zu leichtem Gerät) den Dickkopf aus dem ca. zwei Meter tiefem Wasser an die Oberfläche zu bekommen. Gelang auch. Er kam, sah mich und wählte wieder den Tauchgang. Das ganze ging ein, zwei Minuten so dahin, ehe mein Vorfach wohl doch seinen schuppigen Meister gefunden hat und der Fisch samt widerhakenloser Orakel-Fliege wieder mit dem grünen Boden verschmolz.

Da mein erster Fisch in 2013 eigentlich schon ein Salmonide sein sollte (Aberglaube die 2.) war ich (selbstverständlich nach einigen deftigen Beschimpfungen von mir, dem Gerät und dem Fisch) eigentlich ganz froh über den Ausgang und fischte mich weiter durch die rund zwölf Kilometer lange Strecke. Die nächsten zwei, drei Stunden passierte mal nichts. Hier und da ein Hänger und auch Fliegenverlust war schon das höchste der Gefühle. Dennoch war es einfach super wieder am Wasser zu stehen und an den Würfen zu feilen. Klar, es war saukalt, aber momentan war ich einfach glücklich über die Gesamtsituation.

Nach einigen Stunden wurde es mir aber dann doch zu kalt und ich machte mich auf den Rückweg. Natürlich wollte ich nicht in mein Auto einsteigen ohne noch ein paar Würfe auf den Riesen-Aitel zu machen, da mir plötzlich ein Saisonstart mit Weißfisch wohl doch noch deutlich besser als ein Saisonstart mit Herrn Schneider vorkam, Aberglaube über den perfekten Saisonstartfisch hin oder her. Also gut, die Würfe saßen nun deutlich besser und auch der Bereich unter den überhängenden Bäumen am gegenüberliegenden Ufer konnte jetzt sauber ausgefischt werden als auf einmal … der Bissanzeiger zu leben begann und sich gegen die Strömung arbeitete. „Da wird doch wohl nicht tatsächlich wieder der Riesen-Aitel zugeschlagen haben“, dachte ich noch bei mir als ich einen enormen Silberbarren aufblitzen sah. Ich kenne jetzt die Besatzpolitik meines Wassers nicht genau (interessiert mich auch nicht sonderlich, solange immer ein bisschen was geht bin ich zufrieden) aber der Fisch sah nach Seeforelle aus. Das #3-Gerät musste nochmals ordentlich arbeiten, wie viele ihrer kapitalen Kollegen suchte die Forelle ihr Heil nicht in Sprüngen sondern in bockigen Fluchten in die Tiefe, bei denen meine Rute keine große Gegenwehr leisten konnte. Also ein ähnliches Spiel wie mit dem Aitel wenige Stunden zuvor. Noch dazu am gleichen Standpunkt. Schräg. Allerdings mit anderem Ende. Darf ich euch präsentieren: mein erster Fisch 2013. Ein (zumindest denke ich so) Bach- bzw. Seeforellen-Hybride mit stattlichen 46 Zentimeter Kampfgröße. Gefangen auf einer Mini-Brassie in Hakengröße 18 (zu sehen ist die Fliege im zweiten Bild dieses Berichts). Wunderbarer Fisch, der noch dazu – zumindest einen Anteil – des heurigen Fisch des Jahres in sich trägt. Geht doch. ;-)

tight lines, gue

Traumfisch zum Saisonstart.

Traumfisch zum Saisonstart.

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