Der Engländer bedarf keiner weiteren Vorstellung: Über 300 beangelte Gewässer auf der ganzen Welt, fünf Karpfen über 50 englischen Pfund aus fünf verschiedenen Ländern und 30 Jahre Erfahrung sprechen für sich. Lest im Interview, welche Unterschiede Simon beim Karpfenangeln in England und Europa sieht, mit welchen Problemen die Angler auf der Insel zu kämpfen haben und wie Simon seine Hausgewässer beangelt!
Der 40 jähirge Berater für Solar Tackle und Herausgerber des Carp Talk Magazins kann 5 50lbs+ Fische aus 5 verschiedenen Gewässern auf sein Konto verbuchen. |
Simon, als erstes möchte ich dir für die Möglichkeit dieses Interviews danken. Bitte stelle dich kurz den Fishing-Addict Lesern vor! Wer bist du und was macht du?
Ich bin 40 Jahre alte und lebe im Norden Englands in Yorkshire, wo Karpfen über 20 Kilo sehr selten sind. Ich habe schon früh mit dem Karpfenangeln begonnen und meinen ersten Karpfen im Jahr 1980 gefangen, obwohl ich es erst ein paar Jahre später ernsthaft anging. Seit den späten 80ern arbeite ich im Handel. Damals hatte ich eine Teilzeitbeschäftigung in einem Tackleshop. Fischereitechnisch reise ich durch die ganze Welt und bin heute einer von nur fünf Anglern, der in fünf verschiedenen Ländern jeweils einen Karpfen von über 50 englischen Pfund fing (die anderen sind Alijn Danau, Steve Briggs, Ronnie de Groote und Emir Caro).
Viele junge Angler träumen von einem Beruf im Karpfenbereich. Du bist professioneller Angler, aber welche Aktivitäten schließt dein Beruf mit ein? Wie viel Zeit verbringst du tatsächlich am Wasser?
Die Hauptaktivität in meinem Beruf ist tatsächlich das Angeln. Ich bin mehr mit angeln beschäftigt als mit irgendetwas anderem, aber das ist natürlich nur ein Teil meines Jobs. Ich bin außerdem Herausgeber des Carp-Talk Magazins, der weltweit einzigen wöchentlich erscheinenden Karpfenzeitung, und arbeite als Consultant für Solar Tackle, Venture und Blue Sky Angling. Das Schreiben von Artikeln verschlingt viel Zeit, ebenso wie das Schreiben von Büchern und DVD-Produktionen. Derzeit schreibe ich mein viertes Buch übers Karpfenangeln.
Du angelst nun seit über 30 Jahren auf Karpfen und hast hunderte Gewässer in unterschiedlichsten Ländern befischt. Welchen Gewässertyp bevorzugst du derzeit und warum?
Ich liebe alle Gewässertypen, ganz besonders aber die kleine ländliche Seen Englands. Ich angle auch überall dort gerne, wo die Anzahl von Anglern niedrig ist, weil ich beim Fischen die Einsamkeit schätze, wenn man alleine in der Natur sein kann.
Die wenigsten Leute hier wissen über das Karpfenangeln in England bescheid. Ich denke, es unterscheidet sich doch sehr von dem was wir hier in Europa machen. Wo denkst du, liegen die Unterschiede?
Der Hauptunterschied, der mir sofort einfällt, ist die Größe der Gewässer! In Britannien sind die meisten Seen sehr klein, mit einer Durchschnittsgröße von ein bis zwei Hektar. Der zweite große Unterschied ist die Anzahl der Angler. Die englischen Gewässer sind fast jeden Tag voll gestopft mit Karpfenanglern, selbst im tiefsten Winter!
Ein anderer Unterschied ist die Benutzung von Booten, um Rigs auszubringen und anzufüttern. Ich habe immer wieder gehört, dass dies in England eher verpönt ist, während es hier in Österreich sogar an sehr kleinen Gewässern akzeptiert wird. Wie denkst du über dieses Thema?
Wie vielen anderen Anglern hier in England macht es mir nichts aus, mit dem Boot zu angeln. Manche Angler teilen hier aber eine elitäre Denkweise und sind der Meinung, dass es das Beste ist, ihre Gewässer mit ihren Methoden zu befischen. Ich ignoriere dies aber und fische wo ich will und mit den Methoden, die am jeweiligen Gewässer erlaubt sind. Wenn einer dieser Elite-Angler denkt, er kann den Lac du Der-Chantecoq in Frankreich ohne Boot befischen, dann soll er das ruhig machen. Er wird nicht so viel fangen wie diejenigen mit Boot. So einfach ist das.
In Österreich gibt es einige überbesetzte Paylakes, die wegen dem oft erbärmlichen Zustand der Fische in Verruf geraten. Gibt es solche Gewässer auch in England oder kümmern sich die Gewässerbesitzer hier mehr um einen ausgewogenen Besatz?
Ja, diese Seen gibt es hier auch, und sie machen ungefähr 50 Prozent der Karpfengewässer aus. Diese Seen sind heutzutage auf der ganzen Welt anzutreffen. Es gibt kein Gesetz, das Gewässereigentümern vorschreibt, wie sie ihre Anlagen zu betreiben haben. Das ist verrückt, denn schließlich gibt es auch Gesetze für die Haltung von Rindern, Schweinen, Pferden und Haustieren.
Angler in Deutschland kommen immer wieder in Konflikt mit radikalen Tierschutzaktivisten und auch mit dem Gesetz, weil sie Catch & Release betreiben. Hattest du jemals solche Probleme in England oder im Ausland?
Ja, ich bin solchen Leuten während meiner Karriere bereits begegnet, aber glücklicherweise nicht sehr oft. Ich hatte bisher keine Probleme mit ihnen, aber ich wäre bereit, mit ihnen zu streiten, wenn es nötig wäre.
Simon Crow mit einem 25 Kg Karpfen aus einem österreichischem Gewässer. |
In Österreich gibt es ständig Probleme mit Leuten, die Fische stehlen und sie in ihren eigenen Gewässern aussetzen bzw. sie an andere Gewässerbetreiber verkaufen. Wie geht ihr mit diesem Problem in England um?
Im United Kingdom gibt es ein Gesetz, um Fischbestände zu schützen. Es ist möglich, einen anderen Gewässerbetreiber zu verklagen, wenn du beweisen kannst, dass einer deiner Fische gestohlen wurde und nun dort schwimmt. Im Carp-Talk Magazin hatten wir bereits Artikeln, in denen die Polizei die Leser aufrief, bestimmte Fische zu identifizieren und Fotos zu schicken, um die Geschichte der einzelnen Exemplare nachvollziehen zu können. Karpfenangeln ist heutzutage in England so ein großes Geschäft. Es wäre sehr dumm, einen Fisch zu stehlen und zu denken, damit wegzukommen, besonders bei einem großen, auffälligen Exemplar.
Da du ja auch eine Familie und einen Job hast, nehme ich an, dass du viele Short Time Sessions machst. Hast du ein bestimmtest Muster oder eine Strategie, die du auf deinen Hausgewässern anwendest? Befischt du auch öffentliche Gewässer oder nur Syndikate-Lakes?
Ich befische alle Arten von Gewässern, da ich Berichte darüber für verschiedene Magazine schreibe. Meine Hauptstrategie ist es, erst die Fische zu finden und mir dann Gedanken über Köder und Rigs zu machen, und zwar in dieser Reihenfolge. Grundsätzlich verwende ich das gleiche Rig und Köder, in die ich Vertrauen habe. Viele Angler sind derzeit zu sehr in die technische Seite des Karpfenangelns verstrickt. Das verwirrt sie, sie schaffen es nicht, den Köder lang genug im Wasser zu lassen.
Die meisten Angler sind dazu gezwungen, wochenends zu fischen, wenn die Gewässer oft von Anglern belagert sind. Welchen Rat würdest du ihnen geben?
Finde die Fische oder füttere vor! Man sollte sich den Aufwand antun und versuchen, das Gewässer zu lesen! Tauche nicht einfach auf und beginne zu fischen, auch wenn du nur sehr wenig Zeit hast. Es genügt eine Stunde am richtigen Platz, um den Fisch des Lebens zu fangen.
Lass uns kurz über Rigs sprechen. Veränderst du deine Präsentation oft oder hast du ein Lieblings-Rig, das du bei jeder Gelegenheit verwenden würdest? Wenn du die ganze Saison lang nur ein einziges Rig verwenden dürftest, welches wäre es dann?
Ein sehr einfaches Rig, bestehend aus 13 bis 38 Zentimetern Kryston Super Nova und einem Solar X Wide Gape Haken (Größe 2, 4 oder 6), der mit einem Knotless Knot angeknotet wird. Dazu kommt ein Stück 0,5 mm dicker Schlauch, der im Line-Aligner Style über das Hakenöhr geschoben wird. Ich verwende die Verlängerung des Knotless Knot als Haar und lasse den Köder gerade noch so den Hakenschenkel berühren. Wir nennen es hier das Uni-Rig, weil es so universell einsetzbar ist. Dieses Rig benutze ich für 99 Prozent meiner Fischerei.
Das Karpfenangeln hat in den letzten Jahren einen stetigen Aufwärtstrend erlebt. Denkst du, es wird so weiter gehen oder sind wir schon am Zenith angelangt?
Karpfenangeln ist einigen Ländern geradezu nach oben geschossen, aber dieser Sport breitet sich noch immer aus. Es ist ein großes Ding, und ständig kommen neue Länder hinzu. Fast jede Woche erhalte ich E-Mails oder Anrufe von Anglern, die Unternehmen in weit entfernten Ländern starteten, genauso wie es in den 70ern und 80ern hier in England losging. Ich habe Artikel und Bücher in dreizehn verschiedenen Sprachen und Ländern wie Polen, Frankreich, Holland und Tschechien veröffentlicht. Es gibt noch viel Potential, um zu wachsen, schließlich wurden Karpfen über 100 Ländern auf der ganzen Welt ausgesetzt. Es könnte schon ein weiterer Lake Raduta auf seine Entdeckung warten!
Welche Erfahrungen hast du in Österreich gemacht?
Ich habe Kurt Grabmayers See befischt. Ein wunderbares, ganz besonderes Gewässer. In Österreich gibt es viele wunderbare Angler, viele von ihnen sind Freunde von mir. Ich bin mir sicher, dass Österreich das Potential für viele großartige Erlebnisse hat.
Danke für das Interview! Hast du irgendwelche Zukunftspläne oder Ziele für deine Fischerei?
Ich will es einfach genießen. Ich bin kein Angler, der nur nach den Monstern her ist, ich beangle alle Größen. Ich halte auch eine Balance in meinem Leben, denn ich habe Kinder, mit denen ich Zeit verbringe. Ich bin nicht immer nur am Angeln, Angeln, Angeln, und ich denke, gerade deshalb genieße ich es immer noch so sehr!
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