In Wehrgumpen sind immer wieder lohnende Fänge zu erwarten. Die  meisten Angler haben, so wie ich auch, an den von ihnen befischten Gewässern bevorzugte Stellen oder Plätze, die sie im Laufe des Jahres immer wieder aufsuchen. Wehranlagen, deren Ausläufe und Stauräume, gehören ganz sicher zu solch begehrten Angelplätzen. Einen besonderen Reiz haben auf mich schon immer diverse alte Mühlen  mit ihren tiefen Gumpen, aber auch Kleinkraftwerke mit ihren Umgehungskanälen ausgeübt. Aber sogar manch moderne Hochwasserverbauung kann ihre Vorteile haben und wie die Wehre Wasser aufstauen, für Vertiefungen und Verstecke, so wie für sauerstoffreiches Wasser sorgen.

Die Hoffnung auf kapitale Fische, die im Schutz der herabfallenden Wassermassen einen idealen Einstand finden, ist wohl der vorrangigste Grund der uns immer wieder an diese Stellen führt. Da ich in Niederösterreich, südlich von Wien, in einigen Bäche wie den Kalten Gang, der Triesting oder Schwechat fische, in denen sich solche Einbauten befinden, möchte ich ihnen meine Erfahrung  und Beobachtung über das Befischen solcher Stellen weitergeben.

So unterschiedlich wie auch das Aussehen der verschiedenen Wehranlagen sind auch die Standplätze der Fische. Bei genauer Beobachtung und diese Zeit sollte man sich nehmen, wird jedoch auch der weniger erfahrene „Fliegenfischer“ die Unterstände der einzelnen Fische erkennen können. Die in der Folge beschriebenen Gewässer sind wegen ihres Fischbestandes, beziehungsweise ihres Charakters, als Bach oder typische Niederungs oder Wiesenbäche zu bezeichnen. Diese Gewässer habe ich in den letzten Jahren häufig und zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten befischt und konnte grundsätzlich immer wieder die gleichen Beobachtungen machen.

Im Wehr ist mehr … Fischvielfalt!

Am Kalten Gang

Das erste Beispiel führt uns an den Kalten Gang, wo ich eine äußerst interessante aber schwierige Fischerei erlebte. Siehe meinen Artikel „Kleiner Bach mit großen Fischen“ Ausgabe: Fisch & Wasser 2/2009 Seite 40. Mit einer Breite von 4-5m ist es ein relativ kalter Grundwasserbach und für unsere heimische Bachforelle als auch für die Regenbogenforelle bestens geeignet. Mit einzelnen Döbeln und  verirrten Karpfen und Hechten ist dieses Gewässer aber auch für die eine oder andere Überraschung gut. Gerade in solchen Bächen findet man unterhalb der Wehranlage die starken Fische in den kleinen Gumpen der Kleinkraftwerke oder alten Mühlen. Oberhalb der Wehreanlgen konnte ich das ganze Jahr über Regenbogenforellen beim Steigen nach Insekten beobachten. Doch die wirklich kapitalen Fischen und da spreche ich von Bachforellen von 3-4kg die konnte ich nur zeitig am Morgen oder beim letzten Tageslicht im unteren Teil der Wehranlage mit Streamer oder beschwerten Nymphen fangen.

Die Triesting

Im der Triesting befinden sich eine Menge Wehren, Einbauten und diverse Kanäle. Doch an diesem Bach sollten wir uns ganz anders verhalten. Gerade dieser Bach führt  bei Hochwasser viel Schotter mit sich und macht daher hinter seinen Wehren natürlich auch zum Teil tiefe Gumpen, aber er macht auch viele Wasserrinnen, die sich durch die Schotterinseln ziehen. Dadurch entstehen Strömungsrinnen in denen sich liebend gerne unsere Barben aufhalten. Diese, gefangen mit beschwerten Nymphen, geben einen hervorragenden Drill an der Flugrute. Aber auch den vielen Döbeln, die sich im Sommer gerne im sauerstoffreichen Wasser unter dem Wehr oder aber auch oberhalb der Staustufe aufhalten, kann man aus einiger Entfernung da sie sehr vorsichtig sind, mit der Trockenfliege an die Schuppen gehen. In der Sommerhitze allerdings ziehen sich die Fische in die tieferen Stellen des Wehres zurück. Doch gerade  dann  kann man zeitig am Morgen, wo es noch kühl und ruhig am Wasser ist, Sternstunden  auf Forellen erleben. Ein kleiner Streamer, tief geführt, wird nicht nur Forellen ans Band bringen sondern als Überraschung gibt es sicherlich den einen oder anderen Barsch oder Hecht.

Die Schwechat

Das dritte Wasser, das ich ihnen beschreiben möchte, ist die Schwechat ,ein Forellenbach der durch die Stadt Baden fließt und ebenso von einigen Staustufen und Steinwehren durchzogen ist. Selbst der wenig erfahrene Fliegenfischer kann diese Stellen der Steinwürfe erkennen. In diesen Abschnitten sollte man seine Trockenfliegen anbieten. Selbst bei geringem Insektenaufkommen verspricht eine gut platzierte Fliege Erfolg, weil die Fische zu sehr an Flugnahrung gewöhnt sind.
So unterschiedlich wie die Strömungsverhältnisse, sind auch die Standplätze der Forellen. Bachforellen findet man vorzugsweise unmittelbar hinter dem herabfallenden Wasser. Selbst bei geringem Wasserstand und hohen Temperaturen findet sie dadurch genügend Deckung und Sauerstoff. Bei solchen Bedingungen bevorzugen große Farios allerdings meistens den Schutz einer tiefen Gumpen. Tagsüber Bachforellen, von kleinen Exemplaren abgesehen, an die Trockenfliege zu bringen ist sehr schwierig. Sie ziehen es sichtlich vor die an ihrem Standort vorbeitreibende Nahrung aufzunehmen und Steigen nur selten. Daher sind beschwerte Nymphen, die direkt an ihrem Standplatz vorbeigeführt werden, oft die einzige Möglichkeit, einen guten Fisch zu haken.

Gegen Abend und am frühen Morgen werden sie aber raublustiger und kommen sogar aus der schützenden Tiefe des Gumpens bis nahe an das Ufer mit seinen flachen Kiesbänken.Auf der Jagd nach Koppen oder Jungfischen sind sie bei weitem nicht mehr so scheu wie gewohnt. Mit einem verführerisch angebotenen Streamer sind sie dann doch zu fangen.
In den tiefen und strömungsreichen Gumpen der Schwechat trifft man immer wieder auf starke Barben, die bei Hochwasser von der Donau aufsteigen und anschließend das ganze Jahr im Fluß verbringen. Große Barben an der Flugrute zu fangen ist in einem kleinen Bach immer ein Erlebnis der besonderen Art. Unterhalb den Staustufen sollte man aber hin und wieder auch eine Chance auf einen verirrten Karpfen haben. Dickköpfe mit einem schwarzen Käfermuster (Döbel) zu fangen gehört zur Abwechslung im Schwechatbach.
Die Regenbogenforelle hingegen sind auch tagsüber wesentlich aktiver als ihre rotgepunkteten Verwandten. Wir treffen sie im gesamten Wehrbereich, wobei sie jedoch Kehrwasser jeder Art sowie Schlagwasser bevorzugt. Selbst im flacher werdenden Auslauf, ja sogar in fast stehenden Strecken kreuzen sie bei Nahrungsbedarf pausenlos hin und her und sind selten am gleichen Platz anzutreffen.

Außer an so genannten „ Hot Spots“ wo es die Nahrung zusammen treibt wird  man  das eine oder andere Mal eine große Standforelle fangen.
In guter Erinnerung habe ich noch das Erlebnis mit einer meiner größten Regenbogenforellen aus der Schwechat. Im flachen Auslauf zwischen Schotterinsel und Uferkannte stehend fischte ich in die schnelle Rinne vor mir. Beim Abködern eines Fisches bemerkte ich links von mir im fast stehenden Wasser der Gumpe immer wieder einen kleinen Ring, wobei ich anfangs einen Döbel vermutete. Nach einiger Zeit wandte ich mich von der schnellen Rinne ab und beobachtete das Wasser zu meiner Linken. Von Zeit zu Zeit wölbte sich die Wasseroberfläche von etwa einem Meter zu einem Ring. Ich konnte nicht widerstehen und bot meine Trockenfliege einen Meter vor dem letzten Ring an. Ein ruhiger Ring und ein sich plötzlich streckendes Vorfach zeigte mir den Biss an und ab ging die Post. Nach etwa zehnmenütigem Drill konnte ich mich über eine kräftige 52cm große Regenbogenforelle freuen.
Zusammengefasst möchte ich aus den Beobachtungen der letzten Jahre behaupten: Das Fressverhalten der Fische in Wehr oder Staubereichen spielt sich hauptsächlich unter Wasser ab und nur in Ausnahmefällen und zu bestimmten Zeiten ist auch Oberflächentätigkeit zu beobachten. Daraus ergibt sich auch die erfolgreichste Anbietetechnik, beziehungsweise Art der Fischerei. Das Nymphenfischen auf Forellen wird im allgemeinen bei Wehranlagen und Staustufen am erfolgversprechendsten sein. Doch für kapitale Standforellen, sowohl für Regenbogenforellen als auch für große Bachforellen, ziehe ich das Streamerfischen vor.

Auch wenn uns schwierige Wasserverhältnisse immer wieder vor neue Probleme stellt, ist die Fischerei an einem Wehr mit seinen schönen und fischereilich reizvollen Gumpen eine sehr schöne Abwechslung und Herausforderung für jeden Fliegenfischer.

2 Responses

  1. Johann Brabenetz

    Ich gratuliere zu dem interessanten Artikel und den tollen Fotos!
    Rudolf beweist immer wieder, dass bei guter Beobachtung der Gewässerverhältnisse und vor allem bei
    konsequenter Umsetzung von Wissen und Erfahrung mit der Fliegenrute ganz tolle Fische gefangen
    werden können. Vor allem die Vielseitigkeit seiner Fischerei ist beachtlich.

    Petri Heil, Rudolf!

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