Da ich – bevor ich mich auf die Reise nach Island machen konnte – mit den (auf den ersten Blick sehr aufwändigen) Angelgerät-Desinfektionsregularien des Inselstaates vertraut machen musste, gibt es folgend nun ein kurzes „How To“ für Leute die ebenfalls einen Angeltrip in den hohen Norden andenken und (wie ich anfangs) hier nicht ganz durchblicken, da die offizielle isländische Beschreibung der Auflagen doch ein paar Spielräume offen lässt.
Fakt ist, dass es in Island erst seit kurzem eine Adaptierung zur Desinfektion des Angelgerätes gibt, hier geht es vor allem um die zu verwendenden Desinfektionsmittel sowie die Kosten der Desinfektion. Bestehend ist allerdings weiterhin, dass vor der Einreise nach Island das sämtliche Angelgerät wie Ruten, Rollen, Fliegen, Watausrüstung, etc. zu desinfizieren ist. Dafür gibt es nun zwei Möglichkeiten:
– entweder man macht es direkt am Flughafen, was mit einer längeren Wartezeit und je nach Menge der Ausrüstung mit relativ hohen Kosten verbunden ist (offizieller Preis (ISK 4.900 – gut 30 Euro – pro Rute und Zubehör), oder
– man sucht sich zu Hause einen Tierarzt, der die Desinfektion durchführt und dem Angler bescheinigt. Mein Reiseveranstalter hat hierzu sogar bereits in den Reiseunterlagen ein Formular ausgearbeitet, welches lediglich noch ausgefüllt, unterschrieben und abgestempelt werden musste. Wer dies nicht hat, findet hier das offizielle isländische Formular. Bei der zweiten Alternative besonders wichtig: die Desinfektion zu Hause darf bei der Einreise nicht länger als drei Wochen zurückliegen. Ich entschied mich für die zweite Alternative und werde nun kurz das Prozedere beschreiben.
Wie in dem isländischen Dokument eingangs beschrieben, gibt es gegenwärtig sieben anerkannte Desinfektionslösungen:
1. Virkon-S (1 % Lösung)
2. Virex (1 % Lösung)
3. Caustic Soda (0,2 % Lösung)
4. Crystalline Soda (5 % Lösung)
5. Setax (0,3 % Lösung)
6. Korsolin (3 % Lösung)
7. Phenol Solution (2-5 % Lösung)
Nach Rücksprache mit meiner Tierärztin (also der meines Hundes) und Reiseveranstalter fiel die Entscheidung relativ rasch auf Virkon-S, da diese Lösung scheinbar von den Isländern am liebsten gesehen wird, und meine Tierärztin ohnehin alle der vorgeschlagenen Lösungen bestellen musste. Allerdings gibt es dieses Lösung nicht in Österreich, sondern musste über Deutschland besorgt werden, eine gewisse Vorlaufzeit sollte also durchaus mit eingerechnet werden.
Als das Pulver da war wurde die Lösung im richtigen Verhältnis angerührt und die Ruten, Rollen, Wathose, Watschuhe, offenen Fliegenboxen (d.h. die Fliegen) und auch der Kescher entweder eingetaucht oder eingesprüht. Wenn neue Dinge bei der Ausrüstung sind, sollten auch diese auf die Liste gesetzt werden, so kann der Tierarzt dies gleich mitbestätigen. Nach einer Einwirkzeit von zehn Minuten wurde die Lösung wieder abgewaschen und das große Bangen bezüglich eventueller negativer Nebenwirkungen auf das fragile Angelzeug ging los.
Leider gab es diese wirklich, vor allem die Fliegen zeigten rasch Reaktionen. Einerseits begannen die Haken zu rosten, andererseits verfärbten sich Federn (hier vor allem CDC und Marabou) und bei den Streamern gab es sogar Verluste bezüglich einiger Kunststoffteile, die sich einfach auflösten. Bei den Ruten, Rollen, Schnüren und anderen Ausrüstungsgegenständen zeigten sich gottseidank keine Folgen des süß riechenden und rosa gefärbten Gebräus. Auch andere Angelreisende in Island berichteten mir von ähnlichen Reaktionen.
Gekostet hat mich der Spaß rund 70 Euro, was immer noch günstiger ist, als es am Flughafen machen zu lassen. Nach Rückfrage berichteten mir Fischer aber auch von deutlich günstigeren Tierärzten, wo die Desinfektion für die Ausrüstung von zwei Personen rund 20 Euro gekostet hat. Ist wahrscheinlich Verhandlungssache, bzw. eine Sache des allgemeinen Preisniveaus des jeweiligen Veterinärs.
So weit, so gut. Bei der Ankunft in Reykjavik hatte ich nun zwei Möglichkeiten: Entweder selbst aktiv werden, zum Zoll gehen und das Formular vorzeigen oder einfach schauen ob die Beamten mich als Fliegenfischer erkennen und in weiterer Folge kontrollieren. Da ich ohnehin auf der sicheren Seite war, wählte ich den Gang zum Zollschalter und holte mein Dokument raus. Was folgte war desinteressiertes Abnicken. Und aus. Bevor jetzt aber das große „dann brauch ich eh gar nichts machen“-Überlegen losgeht: ich bin überzeugt, dass dies nicht unbedingt der Regelfall ist, und hier auch durchaus ernst zunehmende Kontrollen über die Bühne gehen.
Bevor nun jemand über das aufwändige Prozedere jammert: erstens gilt ähnliches auch für Reitbekleidung aus -ausrüstung und noch andere Sachen in Island, und zweitens finde ich es durchaus unterstützenswert wenn die Wikinger auf ihre Gewässer und Fische schauen.
Hoffe ich konnte ein bisschen in dem Gesetzes-Wirrwarr helfen, einstweilen tight lines,
gue
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