The same procedure as every year…Im Frühjahr überschlagen sich mehr oder weniger die Fangmeldungen von großen Welsen. Aus Gewässern in Frankreich, Italien und Spanien kamen in den letzten Jahren wahre Monsterfische zu Tage. Ein Fluss sticht bei den Meldungen besonders heraus: der Po.
Hier gab es sogar schon Fänge von gut genährten Fischen um die 2,35m, die die magische Zwei-Zentner-Marke durchbrochen haben – bullige Waller mit Stiernacken, fetten Bäuchen und hohen Schwanzflossen. Der Welsbestand im Po ist schon ziemlich alt. 1974 wurden etwa 30.000 Jungfische besetzt. Man suchte einen Ersatzfisch für den Stör. Die Berufsfischer, die mitverantwortlich für diese Aktion waren, haben allerdings schnell erkannt, dass der Versuch das Zurückgehen der Störbestände durch den Besatz einer anderen großwüchsigen Süßwasserfischart zu kompensieren, fehl schlug. Die Waller konnten nicht mit denselben Methoden gefangen werden und die kommerzielle Befischung kam relativ schnell zum Erliegen. Umso besser für uns Angler. Der Po weist heute einen genialen Welsbestand auf. Die Flussstruktur, das Klima und nicht zuletzt auch das hohe Futteraufkommen haben dafür gesorgt, dass der Po heute das ist, wofür ihn viele Petrijünger schätzen und Jahr für Jahr zu hunderten hin pilgern: Eines der besten, wenn nicht sogar das beste Welsgewässer Europas.
Die Fische aus dem Urbestand müssten mittlerweile Größen jenseits der 2,70m erreicht haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis solch eine „Kuh“ gefangen wird. Sehr weit entfernt von diesen Dimensionen sind die aktuellen Fänge nicht mehr.
Doch genauso interessant der Fluss ist, genauso launisch ist er auch. Davon konnte ich mich in diesem Frühjahr mal wieder überzeugen.
Zwischen den ganzen Messen hatte ich dieses Jahr endlich mal wieder Zeit gefunden, um einen Frühjahrstrip an den Po zu unternehmen. Mein Freund und Namensvetter Carsten war ebenfalls mit von der Partie. In unseren Hinterköpfen schwirrten natürlich die Frühjahrsgranaten herum. Ziel war aber ein 2m-Fisch für jeden. Besonders wichtig war es mir, dass mein Kumpel endlich mal einen Wels über dieser Messlatte fängt. Bei meinen Touren setze ich mir eigentlich immer zwei Ziele, ein Minimalziel und ein Wunschziel. Wunschziel war dieses Mal 2,30m+. Für viele hört sich das jetzt etwas großkotzig an. Ich kann jedoch versichern, dass ich nicht nur wegen der Fischgröße vereise, sondern hauptsächlich um Abenteuer zu erleben und einfach nur das Angeln in den unterschiedlichsten Revieren zu genießen. Einen gewissen Ansporn verschaffen einem Ziele aber schon. Nicht nur bei dieser Tour, sondern auch übers ganze Jahr verteilt, kann man Ziele haben. Das gibt einem immer wieder einen gewissen Push. Vor allem kleine Tiefs werden dadurch viel leichter überwunden.
Ein Tief hatten wir beide anfangs auch bei dieser Tour. An den ersten vier Tagen gaben wir wirklich alles, befischten augenscheinlich gute Plätze, hatten top Köder in ausreichenden Stückzahlen mit unseren Feederruten gefangen und waren „heiß wie Frittenfett“. Selbst die Bedingungen stimmten einigermaßen, glaubte ich zumindest. Die Waller waren allerdings nicht gnädig mit uns. Ich denke, das Problem war, dass die Waller schon vorher eine Fressphase hatten und durch den leichten Temperatursturz (Nachtfrost) wieder eine Pause einlegten. Fakt ist, dass es am Po auch schon bei Temperaturen unter 8 Grad los gehen kann. Um den richtigen Frühjahrspusch dann zu erhalten ist Nachtfrost nicht gerade förderlich. Was nur eine etwas wärmere Nacht ausmachen kann, erlebten wir dann am fünften Tag. Der Platz, der einen Tag zuvor wie tot zu sein schien, erweckte plötzlich zum Leben. Eine dieser Nächte war das wieder mal. Vielleicht kennt ihr das, man steht morgens auf und hat ein riesiges Grinsen im Gesicht. Dieses Grinsen ist umso größer, wenn vorher einfach nichts ging, man schon regelrecht verzweifelt war und der Wallergott auf einmal ganz plötzlich den Schalter umreißt. Abends stieg bei mir ein 2,29m großer Fisch ein, der einen genialen Drill von der Sandbank aus lieferte. Stellenweise glaubte ich sogar an einen weitaus größeren Waller. Eine ungeheuer große Last fiel auf einmal von mir ab. Auch wenn ich schon größere Fische gefangen habe, die Gesamtsituation trug dazu bei, dass ich mir einen Jubelschrei nicht verkneifen konnte. Ich hatte mit Carsten vorher ausgemacht, dass wir abwechselnd drillen. Lediglich beim ersten Wels sind die Ruten noch einer Person zugewiesen. Meiner Meinung nach ist das die fairste Art und Weise des gemeinsamen Angelns. Also war er jetzt an der Reihe. Der erste Fisch hatte kurz nach Sonnenuntergang gebissen. Wir legten uns ein paar Stunden nach dem Fang mit erleichterter Laune in unser „Fortress“ und waren gespannt, was noch so kommen würde. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl und kurz vor Sonnenaufgang wurde mein Gefühl dann bestätigt. Die selbe „New Age“ verneigte sich wieder und Carsten rannte wie ein Besessener zur Rute. Ein paar Minuten später waren unser Minimalziel und unser Wunschziel erreicht. Der Fisch war 2,32m lang und richtig voll – Wahnsinn. Wenn das kein Grund zur Freude ist. Morgens kam mein Kumpel Jürgen, der ebenfalls in der Nähe fischte, vorbei und half uns beim Fotografieren und Filmen.
So nah können Sieg und Niederlage beieinander liegen. Am vorletzten Tag hatten wir dann wieder zwei Fische am Band, wovon sich einer beim Drill leider verabschiedete. Der morgendliche 1,50m sollte dann auch unser letzter Fang bleiben. Ich bin mir im Nachhinein sicher, wenn wir noch eine Nacht geblieben wären, hätte es wieder geknallt. Aber leider hatte ich zu viel Zucker im Arsch und wollte nach drei Tagen auf einen Platz moven. In Frankreich ist es oft kein Problem jeden Tag einen anderen fängigen Platz anzusteuern. Am Po sieht es jedoch etwas anders aus. Wenn nicht gerade Hochwasser herrscht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich an ein bekanntes Sprichwort aus dem Sport halten sollte:
Never change a winning team!
Auf ein erfolgreiches Frühjahr
Euer Carsten Zeck
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