Es ist kalt geworden im Waldviertel, eine mehr oder weniger dicke Schneedecke bettet die Landschaft zur Winterruhe. Die stehenden Gewässer sind alle zugefroren, so auch der Ottensteiner Stausee, eines der Besten aber auch Schwierigsten Raubfischgewässer Mitteleuropas. Fänge unzähliger kapitaler Fische (Hechte, Zander, Barsche, zunehmend auch Welse) machten das Gewässer zu einem „Mekka“ für Raubfischfreaks. Die reguläre Saison auf oben genannte Räuber beginnt jedes Jahr Anfang Juni und endet Mitte November.

Seit 2011 ist es allerdings erstmalig auch möglich, dem wohl schönsten Hobby der Welt, auch in der kalten Jahreszeit nachzugehen. Es zogen einige Winter des Experimentierens  ins Land ehe ich mir ein Erfolgskonzept zurechtlegen konnte, wie derartige Eisangel-Events wohl am besten durchzuführen sind. Unzählige Löcher wurden gebohrt, Köder ausprobiert, Temperaturen gemessen, und geduldig gewartet. Die Basis für mein Vorhaben hatte ich aus Literatur, Filmen und Gesprächen mit erfahrenen Eisanglern.

Mit einer Gruppe von ca. 10 Personen bin ich gerade dabei, die Eisdecke zu betreten, ab ca. 15cm absolut kein Problem, dennoch hat Sicherheit absolute Priorität. Jeder Teilnehmer erhält zu Beginn seine eigene Sicherheitsausrüstung, bestehend aus Spikes und Eispickeln. Das Eis hat bei jeder Temperatur andere Konsistenz, heute bei knapp -8°C extrem spröde. Am Angelplatz angekommen werden die vorhanden Löcher wieder aufgeschlagen, einige Löcher bohren wir neu. Wir verwenden neben von mir eigens zum Eisfischen produzierten Angelruten auch sogenannte „Tip-Ups“. Die Köderpalette reicht von Nymphen und Vertical-Jigs über Naturköder wie Maden, kleinen Mistwürmern bis hin zu toten Köderfischen. Die Köderfische kommen meist an die „Tip-Ups“ – absolut geniale Vorrichtungen zum Eisangeln. Beim Biss wird ein Fähnchen als Bissanzeiger aktiviert und steht dann senkrecht nach oben. Angeschlagen und gedrillt wird per Hand.

Nachdem alle vor Ihren Löchern Platz genommen haben, umsorge ich meine Gäste mit warmen Getränken. Da taucht auch schon der erste Schwimmer wie in Zeitlupe unter die Eisdecke, Anhieb! Der Fisch zeigt an der weichen Rute tolle Gegenwehr – kurz danach kommt eine wunderschöne Brachse zum Vorschein. So geht’s auch weiter, fast jeder kann in den Genuss kommen seine „Eis-Brachse“ oder „Eis-Güster“ zu fangen. Erfreulich ist mitanzusehen, welchen Stellenwert ein „einfacher Weißfisch“ bei extremen Bedingungen (1Made am Mini-Haken in 15m Tiefe!!!) auf einmal bekommt!

Es ist Mittagszeit, was für mich den Gang in die „Küche“ bedeutet. Heute gibt’s Gulaschsuppe. Ich bin gerade dabei den ersten Teller zu füllen, da bemerke ich Aufregung, die Fahne eines „Tip-Ups“ steht. Jetzt spüre auch ich wie Adrenalin einschießt – Essen muss also noch warten.

Beim Loch angekommen sehen wir wie tatsächlich ein Fisch Schnur von der Spule des „Tip-Ups“ abzieht, ebenfalls wie in Zeitlupe. Ich hebe die Vorrichtung aus dem Loch ohne groß Spannung zum Fisch aufzubauen, würde er mich spüren, würde er den Köder sofort ausspucken. Dann muss alles schnell gehen, mit der Schnur auf Fühlung gehen und kräftig anschlagen – der Fisch hängt, ich übergebe die Leine und der Drill beginnt. Langsam kommt der Fisch zum Loch, wieder eine Flucht, dann sehen wir den wuchtigen Schädel direkt unter dem Eisloch. Das Schwierigste kommt nun, der Hecht muss jetzt noch durchs Loch. Wir wollen um jeden Preis vermeiden ein Gaff zu verwenden, ein Kiemengriff im kalten Wasser wo auch noch ein Haken sein könnte – ist nicht unbedingt ungefährlich. Auch das gelingt uns beim zweiten Versuch und dann ist die Freude riesengroß – eine knapp metrige Hechtdame macht den Angeltag perfekt!

Weitere Informationen bzw. Fotos vom Eisfischen am Kamp finden sich unter http://www.stauseefischer.at/eisfischen.php, http://www.stauseefischer.at/teambuilding.php

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