Herbert Ziereis im Interview

Angelfieber: Mit Ende April in Österreich und den meisten Revieren der Schweiz und mit Mitte Mai in Bayern endet die Hechtschonzeit. An welchem Revier wirst du deine Hechtsaison starten und warum?
Herbert Ziereis: Ich werde meine Saison am Riegsee bei Murnau starten, da es bei diesem See keinen Kalt- bzw. Schmelzwassereinlauf gibt.

Die allgemeine Meinung lautet, dass man Hechte im Frühjahr in Ufernähe und im flachen Wasser findet. Teilst du diese Meinung auch für Voralpenseen und wenn ja, warum ist das so?
Auch bei unseren Seen stehen die Hechte nah am Ufer oder in Flachwasserbereichen mit Krautbewuchs. Nach den Wintermonaten suchen die Hechte im Frühjahr Gewässerbereiche auf, welche sich schneller erwärmen.

Als Schleppangler bist du mit deinem Unternehmen Angelservice Oberbayern sehr bekannt. Was viele nicht wissen ist, dass du auch sehr gerne mit der Spinnrute den Räubern unserer Gewässer nachstellst. Welche Plätze befischst du dabei im Frühjahr im Speziellen?
Im Frühjahr sind für mich solche Plätze interessant, die im Sommer einen starken Pflanzenbewuchs aufweisen und sich an einer Scharkante befinden.

Knallige schnell geführte Köder gelten im Frühjahr als erfolgsversprechend. Sind das auch deine Köderfavoriten?
Nein, ich persönlich bevorzuge eine langsame Köderpräsentation. Im Frühjahr fische ich vorrangig mit Naturköder am System, z. B. Drachkovitch- oder Plansee-System. Knallige Farben oder Firetiger Dekor bei Kunstködern, setze ich nur dann ein, wenn ich mit dem Naturköder keine Kontakte bekomme.

Zurück zum Schleppfischen. Nach all dem was wir bisher über die Hechte deren Verhalten im Frühjahr von dir gelernt haben stellt sich die Frage wie deine Strategie beim Schleppfischen nach der Laichzeit aussieht. Gibt es hier Unterschiede zum Sommer oder zum Herbst?
In unseren Regionen ist das Schleppen, meiner Meinung nach, sehr schwierig und nicht
effektiv. Durch den Einlauf des Schmelzwassers in unseren Alpenseen tritt eine Eintrübung und ein Sauerstoffentzug im Wasser ein. Dies wirkt sich negativ auf die Beißlaune der Hechte aus. Ich beginne mit dem Schleppfischen bei einer Wassertemperatur ab 14°C.
Die Sommermonate von Juni – September gehören für mich zur Topzeit fürs Schleppfischen. Die Hechte nehmen zu dieser Zeit am meisten Nahrung zu sich, da das Wasser wärmer ist und deshalb mehr Energie verbraucht wird. Im Herbst gestaltet sich die Schleppfischerei dagegen wesentlich schwieriger, da sich die Wasserschichten durch die ersten Herbststürme, vermischen. Die Standplätze der Fische verändern sich und dadurch auch die Fangtiefen, welche dann zwischen 1 – 12 m liegen.
Mein Tipp für`s Hechtschleppen:
Je größer und tiefer das Gewässer ist, desto länger hält sich die Wassertemperatur.

Mit deinen innovativen Produkten wie dem Ghost Sideplaner, dem A.S.O. Vertikal-System oder deinen Schleppsystemen sorgst du immer wieder für Aufsehen. Warum entwickelst du eigene Produkte zum Angeln wo es doch so eine Vielzahl von Marken und Herstellern gibt?
Alle eigenen Produkte sind aus der Praxis entstanden. Für die, von uns über Jahre entwickelte A.S.O. Schleppmethode benötigten wir eine sehr spezielle Ausrüstung, welche
zu dieser Zeit auf dem Markt nicht erhältlich war. Dies fängt beim A.S.O. Schleppsystem an
und hört bei unserem exklusiven Bootszubehör auf.

Zum Schluss noch eine ganz spezielle Frage. Du kennst die Voralpenseen in Deutschland, Österreich und er Schweiz wohl wie wenig andere. Was sind deine 5 Favoriten Gewässer für Frühjahreshechte.
Irrsee (Österreich), Luganer See (Schweiz/Italien), Deutschland: Riegsee, Staffelsee, Großer Brombachsee